Kakuma, Kenia Kompetenzen und Lebensgrundlagen für Flüchtlinge und Lokalbewohner
Das Flüchtlingslager in Kakuma/Kenia
zählt aktuell 185‘000 Flüchtlinge und ist eines der grössten der Welt. Die DEZA setzt sich ein für besseren Schutz sowie für eine verbesserte Grundversorgung
dieser vertriebenen Menschen ein. Die Idee ist es, den Flüchtlingen eine wirtschaftliche Basis zu geben, die ihnen eine Chance zu mehr Selbstständigkeit
für die Zukunft ermöglicht
Ziel und Implementierung
In der ersten Phase des Projekts wurden 500 arbeitslose junge Erwachsene ausgebildet. Die Gruppe
setzte sich zur Hälfte aus Frauen und Männer zusammen, sowie aus je 250 Personen
aus dem Flüchtlingslager und 250 aus der Gastgemeinde. In der aktuellen Phase
(2016-2019) sollen bis zu 2‘500 zusätzliche Personen zu AutomechanikerInnen, Coiffeuren und Coiffeusen, SchneiderInnen oder Computer-TechnikerInnen, etc. ausgebildet
werden. Ausserdem wird das Ausbildungsangebot von 12 auf 21 Berufssparten
ausgedehnt.
Wieso engagiert sich die Schweiz genau hier?
Das
Horn von Afrika beherbergt die grösste Anzahl Flüchtlinge afrikaweit.
Viele
der Flüchtlinge wurden schon im Lager geboren. Eine Rückkehr in ihre Heimat,
die legale Niederlassung im Aufnahmeland – so auch in Kenia – oder einem
Drittstaat sind aufgrund der nationalen Gesetzgebung und der limitierten
Umsiedlungsplätzte sehr unwahrscheinlich. Aufgrund
der anhaltenden Konflikte wie z.B. im Südsudan oder in Somalia suchen ausserdem
weiterhin Menschen Schutz in der Region.
Das UNHCR und seine Partner übernehmen die Grundversorgung der Flüchtlinge. Sie
decken die grundlegenden Bedürfnisse wie Unterkunft, Wasser, Nahrung, medizinische Versorgung und Primärbildung ab. Diese Hilfe bleibt aber aufgrund
der grossen Bedürfnisse und limitierten Mitteln begrenzt. Andere Bedürfnisse
wie zusätzliche Bildung und langfristige Perspektiven hingegen liegen ausser Reichweite.
Hier setzt die DEZA an. Sie
will helfen Alternativen zu finden,
um dieser verlorenen Generation eine Zukunft zu geben.
Der
Schutz der Zivilbevölkerung - insbesondere von zwangsvertriebenen Menschen - steht
seit vielen Jahren im Zentrum der Aktivitäten der Schweiz.
Gleichzeitig
verfügt die Schweiz weltweit über langjährige Erfahrung in der Förderung von Kompetenzen und Berufsbildung.
Da war es für die DEZA
naheliegend, die Kompetenzen zu kombinieren und das Wissen der Berufsbildung zu
Gunsten von Zwangsvertriebenen einzusetzen.
Hilfsbedürftigen Menschen soll einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt oder zur Selbstständigkeit verschafft werden. Dadurch wird ihre Armut und Abhängigkeit von Hilfe reduziert.
Die Erfahrungen haben aufgezeigt, dass jene Flüchtlinge, die im Lager bessere
wirtschaftliche Perspektiven erzielt haben, eher in ihre Heimatländer zurückkehren.
Flüchtlingslager werden oft in Peripheriezonen errichtet. Diese Peripheriezonen sind meist von schlechter Infrastruktur und Armut geprägt. Oft geht es der Bevölkerung der Gastgemeinden gar
schlechter, als den Flüchtlingen, die von der internationalen Gemeinschaft
unterstützt werden.
Involviert man Flüchtling und die Lokalbevölkerung gemeinsam in Projekte, kann gegenseitiges Verständnis und friedliches Zusammenleben gefördert sowie Armut nachhaltiger
reduziert und die gegenseitige Akzeptanz gestärkt werden.
Zukunft
Auch in Zukunft sollen Berufsbildungskurse in Kombination mit Kursen für Lesen, Schreiben und Rechnen sowie
psychosoziale Unterstützung angeboten werden. Während der aktuellen Projektphase (2016-2019) soll ein markt- und
praxisorientiertes Schulungskonzept für informelle Berufsbildung erarbeitet
werden, welches einfach auf andere Regionen übertragen werden kann.
Facts and Figures
In 2013
ist erneut ein Konflikt im Südsudan ausgebrochen. Seither sind erneut viele
Menschen nach Kakuma im Bezirk Turkana, Nordkenia geflüchtet.
Von den aktuell insgesamt 168‘000 Flüchtlingen und Asylsuchenden in Kakuma (Stand April 2017) sind die Mehrheit aus
dem Südsudan und aus Somalia.
Während
der Pilotphase (2013-2016)
erhielten 1‘089 Flüchtlinge und Einheimische, davon 802 Frauen, Kurse im Lesen,
Schreiben, Rechnen, Finanzwesen und Lebenskompetenzen sowie psychosoziale
Unterstützung. 148 junge Männer und Frauen besuchten Berufsbildungskurse, 219
erhielten eine Unternehmerschulung. 8 während der Pilotphase gegründeten
Arbeitsgruppen konnten im 2016 bereits kleine Arbeitsverträge abschließen und Einkommen
für die Mitglieder und die Gruppe generieren.
Partner, Spender und finanzielle Mittel
Das
Skills4Life Projekt wird von Swisscontact im Mandat, implementieren.
Swisscontact ist weltweit tätig und hat eine gute Erfolgsbilanz bei der Implementierung von Berufsbildungsprojekten. Die Organisation ist in 29 Ländern aktiv.
Das Projekt läuft in enger Koordination mit dem UNHCR (UN Hochkommissariat für Flüchtlinge) sowie Repräsentanten der Flüchtlings- und Lokalbevölkerung und anderen Akteuren und Organisationen, die im Kompetenzbildungsbereich in Kakuma tätig sind. Die Implementierung des Projekts wird von einem Lenkungsausschuss überwacht. Dieser
Lenkungsausschuss besteht aus den oben erwähnten Akteuren.
Die
Pilotphase des Projekts startete im Sommer 2013, dauerte bis Sommer 2016 und
wurde von der DEZA mit CHF 1.2 Mio finanziert. Basierend auf den Ergebnissen einer Evaluation der
Pilotphase startete im Juli 2016 die zweite Phase. Diese wird mit einem
Gesamtbudget von CHF 3'050'000 über drei Jahre laufen.
Kontakte:
- Swisscontact: Kenia Switzerland
- Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA): Horn von Afrika